Einstufige oder mehrstufige Deckungsbeitrags-Rechnung?

Wenn ihr als Online-Händler die Margen auf euren Produkten berechnet, wird kaum ein Weg an dem Thema Deckungsbeitragsrechnung vorbei führen. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, eure Deckungsbeiträge zu berechnen. Welche das sind und was jeweils die Vor- und Nachteile sind, erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag.

Grundsätzlich lässt sich zwischen der einstufigen und mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung unterscheiden. Welche Variante dabei für euch die passendere ist, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Dazu zählen zum einen die Größe eures Unternehmens und die Tiefe eures Produktportfolios, zum anderen aber auch der Grad an Komplexität, den ihr bereit seid, in Kauf zu nehmen und der Detailgrad, den ihr euch in eurer Deckungsbeitragsrechnung wünscht.

Die einstufige DB-Rechnung

Bei der einstufigen Deckungsbeitragsrechnung werden im ersten Schritt die variablen Stückkosten von euren Erlösen abgezogen, um die Deckungsbeiträge eurer Produkte zu berechnen. Im Online-Handel ist der Erlös klassischerweise der Verkaufserlös eures Produktes und zu den variablen Kosten zählen dann Posten wie Produktions- und Transportkosten, Kosten für die Qualitätskontrolle, für Lagerung, Fulfillment, Verkaufsprovisionen oder die Umsatzsteuer. Weitere Beispiele für variable Kosten, die viele Händler in ihrer Kalkulation vergessen, findet ihr hier in meinem Beitrag. Charakteristisch für diese Kosten ist ihre Skalierung mit dem Output. Eine höhere Produktionsmenge führt also zu höheren absoluten variablen Kosten.

Von der Summe eurer Produkt-Deckungsbeiträge werden dann eure gesamten Fixkosten im Unternehmen abgezogen. Dadurch ergibt sich euer Betriebsergebnis, das das innerbetriebliche Gegenstück zu eurem externen Jahresüberschuss ist.

Die mehrstufige DB-Rechnung

Die mehrstufige DB-Rechnung unterscheidet sich von der einstufigen Deckungsbeitragsrechnung insbesondere in Bezug auf den Detailgrad der Fixkostenunterscheidung. Wie im ersten Fall werden zunächst die variablen Kosten von euren Erlösen abgezogen und damit euer Deckungsbeitrag berechnet.

Anstatt jetzt die gesamten Fixkosten in eurem Unternehmen als Block von euren Deckungsbeiträgen abzuziehen, werden eure Fixkosten bei der mehrstufigen DB-Rechnung geclustert. Eure Fixkosten werden dabei einmal vertikal in Produkt-, Produktgruppen-, Bereichs- und Unternehmensfixkosten getrennt. Außerdem werden alle Fixkosten, abgesehen von den Unternehmensfixkosten, anschließend einem bestimmten Kanal zugeordnet. Fixkosten, die sich einem bestimmten Produkt zuordnen lassen, aber nicht mit dem Output skalieren, würden dann als Produktfixkosten, und dort unter dem entsprechenden Produkt, kategorisiert werden. Im Online-Handel könnten das klassischerweise die Kosten für Produktfotos sein. Jeder Kostenpunkt sollte dabei so detailliert zugerechnet werden, wie es möglich ist. Falls Fixkosten zu einer Produktgruppe zurechenbar sind, sollten sie auch dort erfasst werden und nicht beispielsweise in den Bereichsfixkosten.

Dadurch ergibt sich eine Struktur, die eine Auswertung von Deckungsbeiträgen auf mehreren Ebenen erlaubt. Die erste Ebene, nach Abzug der variablen Kosten, wird dann als Deckungsbeitrag I bezeichnet, die weiteren Ebenen nach Abzug der Produkt-, Produktgruppen-, Bereichs- und Unternehmensfixkosten werden dann entsprechend mit Deckungsbeitrag II, III, IV und V bezeichnet. Der Deckungsbeitrag V ist dann wieder identisch mit eurem Betriebsergebnis aus der einstufigen Deckungsbeitragsrechnung.

Der große Vorteil der mehrstufigen DB-Rechnung liegt also darin, dass er einen deutlich tieferen Einblick in eure innerbetriebliche Profitabilität erlaubt. Hier könnt ihr nicht nur eure Produkte auf positive Margen untersuchen, sondern auch überprüfen, ob und wie sehr Produkte, Produktgruppen oder ganze Unternehmensbereiche profitabel sind, wenn tatsächlich alle zurechenbaren Kosten berücksichtigt werden. Weil in der einstufigen DB-Rechnung nur ein Betriebsergebnis über das ganze Unternehmen gebildet wird, gehen möglicherweise wichtige Informationen über Teilbereiche eures Unternehmens verloren. Schließlich bedeutet ein positives Gesamt-Betriebsergebnis nicht automatisch, dass auch alle Produkte, Gruppen oder Unternehmensbereiche jeweils profitabel sind.

Die mehrstufige DB-Rechnung kann genau diese Frage beantworten und identifiziert Teilbereiche eures Betriebs, die unprofitabel sind oder nur niedrige Gewinne erwirtschaften. So könnt ihr gezielt in diesen Bereichen gegensteuern und damit euer gesamtes Betriebsergebnis steigern.

Vergleich von einstufiger und mehrstufiger Deckungsbeitragsrechnung

Die Komplexität

Ein Punkt, den man bei der mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung nicht außer Acht lassen sollte, ist der höhere administrative Aufwand, weil jede Fixkostenposition horizontal und vertikal kategorisiert werden muss. Gerade bei Unternehmen mit vielen Einzel-Fixkosten kann das schnell zu einem großen Aufwand werden. Daher empfiehlt es sich, jeweils im Einzelfall zu entscheiden und für euch einen Mittelweg aus Verwaltungsaufwand und Berichtstiefe zu finden.

Es ist euch ja beispielsweise selbst überlassen, wie tief ihr eure Fixkosten gliedern wollt. Insbesondere kleinere Online-Händler, die noch keine Aufteilung in Unternehmensbereiche haben oder erst eine oder zwei Produktgruppen im Sortiment haben, können hier auch nach der Stufe des DB II aufhören, tiefer zu gliedern und nur eine reine Zuordnung der Produktfixkosten machen, bevor die restlichen Fixkosten wieder als Block abgezogen werden. Damit haltet ihr euren Aufwand verhältnismäßig niedrig, habt aber trotzdem einen tiefen Einblick in die Profitabilitiät eurer Einzelprodukte, auch nach Berücksichtigung der Produktfixkosten wie Fotos, Launchkosten, Bewertungsmanagement oder Konformitätstests.

Ergebnis

Ein genauer Überblick über die Performance in eurem Unternehmen ist für fundierte Entscheidungen durch euch als Unternehmer unerlässlich. Eine Deckungsbeitragsrechnung mit tieferem Detailgrad kann euch dazu viele zusätzliche Erkenntnisse bringen, die euch helfen, euer Unternehmen durch gezielte Steuerung weiter zu optimieren.


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